Farbenfrohe Atmosphere
September 8, 1997
by Ute von Pilar
Wiesbadener Kurier

Blick auf eine Arbeit von David Row beim Eröffnungs – Rundgang
Foto: Unbehend

Eroffnung der Jubilaums-Ausstellung im Nassauischen Kunstverein

Eine farbenfrohe Installation aus bunten Stoffstiicken von Jessica Stockholder lieferte nicht nur die Kulisse fur das Rednerpult, sondern vermittelte auch jene Atmosphere, die den Ereffnungsvormittag in den Raumen des Nassauischen Kunstvereins (NKV) pragte: entspannte Heiterkeit beim Publikum und Zufriedenheit bei den Ausstellungsmachern. Mit rund 700 Mitgliedern zahlt der NKV zu den grofgen Kunstvereinen und kann nun auf eine 150jahrige Geschichte zurtickblicken, fiber die der KURIER in einer Serie berichtet. Die Nassauische Sparkasse (Naspa) finanzierte die Jubilaumsausstellung mit zehn amerikanischen Kiinstlern, die der New Yorker Kurator Saul Ostrow zusammengestellt hat.

In seiner Begriiigung wies er darauf hin, daft er im Gegensatz zur documenta Chefin Catherine David, sehr wohl iiberzeugt sei, daft abstrakte Malerei auch in der heutigen Zeit eine wichtige gesellschaftliche Funktion Ubernehme. Sie konne dazu beitragen, daft Betrachter in einer Zeit unkritisch fliefgender Wahrnehmungen asthetische Positionen definieren. Auch Kulturdezernent Peter Riedle wies auf die gesellschaftskritischenAufgaben der Kunst hin. In einer Zeit der Normierung sei sie mit ihrer Experimentierfreude ein ideelles Gegengewicht zu modischem Zeitgeist. Er wiinschte dem Verein „Kraft, Visionen, viele uneigenniitzige Helfer und noch mehr offentliche Wirksamkeit”.Naspa-Vor- stand Hartmut Boeckler betonte, mit einem Zitat aus der Rede des Miinchner Generalintendanten August Everding kiirzlich in Wiesbaden, den hohen Stellenwert des Kultursponsorings: „Die Wirtschaft produziert das, was ankommt, die Kunst produziert das, worauf es ankommt”. Kunst schaffe geistige Trends.

Dem spiirten die Besucher angesichts der optisch reizvollen und farblich sehr intensiven Arbeiten der Ausstellung nach. Jessica Stockholders Installationen aus trivialen Materialien, wie Gartenschlauchen und Plastikschiisseln, oder Charles Spurriers Bilder mit Finger und Zahnabdriicken lieferten reichlich Gesprachsstoff. In einem Sommerfest mit musikalischerUntermalung von Axel Schweppe und Ute Engelhardt klang die Veranstaltung aus.